Die modernen Sozialwissenschaften gehen davon aus, dass Geschlechtlichkeit sozial konstruiert ist. Das bedeutet, dass Menschen zwar Geschlechtsorgane unterschiedlicher biologischer Geschlechter in unterschiedlicher Ausprägung besitzen, aber die Bedeutung dieses Umstandes rein sozial definiert ist. Dabei gibt es drei Dimensionen, an denen man diese Konstruktion festmachen kann:
biologisches Geschlecht bezieht sich auf die Geschlechtsorgane, die ein Mensch besitzt. Nachdem es phänotypisch sehr viele Ausprägungen gibt, kann hier schon nicht von rein männlichem oder weiblichem Geschlecht gesprochen werden. Die Einführung des dritten Geschlechts „divers“ zeigt das auch in der deutschen Gesetzgebung.
Geschlechtsidentität bezieht auf die Selbstwahrnehmung einer Person, bezogen auf ihr Geschlecht. Entspricht diese dem biologischen Geschlecht spricht man von Cis-Gender, entspricht sie dem nicht von Trans-Gender. Auch hier gibt es fließende Bedeutungen und Konstruktionen, die direkt mit der einzelnen Person zusammenhängen.
Sexuelle Orientierung bezieht sich auf die Frage, ob und welche Personen ein Mensch sexuell attraktiv findet. Von Asexualität wird gesprochen, wenn Menschen sexuelle Aktivitäten an sich unangenehm finden. Sind sie dem anderen Geschlecht zugewandt, spricht man von heterosexuell, dem eigenen von homosexuell, beiden von bisexuell, und wenn die Geschlechtsidentität der anderen Person für sie eine untergeordnete Rolle spielt, dann von pansexuell. Es gibt noch mehr Definitionen sexueller Orientierung, die alle zeigen, wie subjektiv und fluide sexuelle Orientierung ist.
Gesellschaftlich wurden und werden Menschen die nicht dem normal empfundenen Cis-Gender, heterosexuellen Geschlechterbild entsprechen immer noch diskrimiert, und das nicht nur von Einzelpersonen sondern auch strukturell. Hinzu kommt, dass Frauen, obwohl Cis-Gender und heterosexuell durch ihr Geschlechterbild diskriminert sind. Das trifft auf nahezu alle Lebensbereiche zu und wird am offensichtlichsten am Gender Pay Gap, dem Phänomen, dass Frauen strukturell weniger Geld für gleiche Arbeit verdienen als Männer.
Die Probleme der Geschlechtergerechtigkeit sind vielfältig und werden gesellschaftlich und politisch kontrovers diskutiert.