WRINT Politikunterricht LK – Thomas Hobbes

Mit Thomas Hobbes fängt eine neue, humanistische Tradition der politischen Philosophie an. Nachdem bisher Denker entweder die Unterschiede zwischen Politik und Glaube argumentiert, oder sich aber nur mit den praktischen Implikationen politischer Herrschaft beschäftigt haben, versucht Hobbes mit seinem Leviathan eine neue philosophische Grundlage für die Notwendigkeit eines Staates und der Politik zu entwerfen.

Hobbes stellt dabei das zentrale Problem der menschlichen Intelligenz als Ausgangspunkt. Der freie Wille der Person sorgt in seinem Naturzustand unter gleichzeitiger Knappheit von Gütern und deren Produktionsmittel für dauerhafte Konflikte, die alle Menschen betreffen und von der Notwendigkeit einer Ordnung überzeugen. Denn diese Konflikte führen zu Gewalt, die dann zu präemptiver Gewalt führt.

Die daraus resultierende Ordnung wird als Vertrag aller mit allen zugunsten einer dritten Macht, dem Leviathan, der absolute Autorität besitzt, geschlossen. Damit formuliert Hobbes die grundlegende Idee des modernen Staates, der aus den Menschen selbst heraus geformt wird. Er löst damit Vorstellung des Gottesgnadentums mit einer Theorie ab, die die Entscheidungsfähigkeit des Menschen in den Mittelpunkt stellt.

WRINT Politikunterricht LK – Martin Luther

Martin Luther hatte als Kirchenreformator auch eine politische Rolle zu seiner Zeit. Immerhin stellte die Reformation mit der katholischen Kirche auch die politische Ordnung in seiner Zeit in Frage.

Obwohl sich Luther versuchte aus der Politik herauszuhalten, fühlte er die Notwendigkeit Texte zu diesem Thema zu verfassen. Luther folgt hier Argumentationslinien, die auch von anderen theologischen Denkern benutzt wurden. Er unterscheidet den frommen Christenmenschen von seinen Mitmenschen und weist der weltlichen Herrschaft der Fürsten die Disziplinierung letzterer zu, da ja erstere keine Disziplinierung benötigen. Er schränkt die weltliche Macht damit auch auf diese Aufgabe und die Fürsorge für die Bürger*innen ein. Der Fürst sollte nach Luther auch ein frommer Christ sein, der sich um das Wohlergehen seiner Untertanen kümmert.

Luthers Theorie ist anti-klerikal, weil sie sich gegen ein Primat der Kirche wendet, anti-etatistisch, weil sie die Macht der Fürsten auf reine Disziplinierung einschränkt und anti-utopisch, weil sie sich von der Idee distanziert, dass die Reformation automatisch auch einen Bruch mit der politischen Ordnung seiner Zeit geben muss.

WRINT: Politikunterricht LK – Thomas Morus

Thomas Morus war der Lordkanzler von Heinrich VIII, und einer der hervorragendsten katholischen Denker Englands in der frühen Renaissance. Er war praktischer Politiker für Heinrich VIII und formulierte eine politische Alternative in seinem Werk Utopia. Das Buch handelt von einer fiktiven Insel, und deren politischen Systems.

Morus stellt hier eine alternative Weltsicht vor, in der politische Probleme durch gesellschaftliche Ordnung gar nicht erst entstehen sollen. Die Idee von Utopia steht also der grundsätzlichen Wahrnehmung von Politik als Problemlösung entgegen, in dem sie versucht soziale Ungleichheiten und Konflikte durch die Gestaltung der Gesellschaft nicht entstehen zu lassen. Er formuliert also eine Idee, in der Herrschaft an sich unnötig ist, da es keine Gründe zur Regelung des Gemeinwesens gibt. Diese Vorstellung ist im Kontrast zu Morus’ Arbeit als Lordkanzler zu sehen, die zentral mit der Regierung eines Landes zu tun hatte.

WRINT: Politikunterricht LK – Niccoló Macchiavelli

Der Name Macchiavelli ist mit der Idee der absoluten Machterhaltung verbunden. Er vertritt diese Idee in seinem Werk il Principe tatsächlich, allerdings muss dies im Kontext der Zeit und des Autors gelesen werden.

Macchiavelli war ein hoher Regierungsbeamter unter Cesare Borgia und verlor sein Amt nach der Machterlangung der Medici. Das Italien des 15. Jahrhunderts war geprägt von instabilen politischen Verhältnissen und Kriegen, die auf der Basis von Söldnerheeren geführt wurden. In diesem Umfeld formuliert Macchiavelli sein Hauptwerk, in dem er sich mit dem Verwalten verschiedener Arten von Herrschaftsgebieten beschäftigt.

Il Principe ist damit zum einen eine Art Fürstenspiegel, der Herrschern hinweise geben sollte, wie  sie am beten herrschen, zum anderen auch eine Empfehlung für Macchiavelli als Staatsmann. Er verfolgt im Text immer klare Unterscheidungen zwischen verschiedenen Typen von Herrschaften und stellt die grundlegende Frage, wie man in diesen als Herrscher die eigene Position sichert.

Er unterscheidet bereits vorhandene Reiche und neu-erworbene Reiche. Letztere werden noch einmal unterschieden, während er den Herrschern von ersteren empfiehlt das Volk freundlich zu behandeln, damit man lange an der Macht bleibt. Die neu-erworbenen Reiche unterteilt er in welche, die man geschenkt bekommt und welche, dieman selbst erwirbt. Während man in ersteren auch vorsichtiger umgehen muss, sollte der Herrscher in letzteren laut Macchiavelli jede Chance nutzen, seine Herrschaft zu sicher, egal wie unmoralisch diese sei. Die Sicherung der Herrschaft sei hier wichtiger als moralische Überlegungen.

Es ist dieser letzte Gedanke, der als Macchiavellismus verstanden wird, aber auch klar macht, es geht um einen spezifischen politischen Sachverhalt, der für die Zeit von Macchiavelli prägend war, aber nicht einfach übertragbar ist. Und damit ist auch nur die pragmatische Herangehensweise an die Sicherung von Herrschaft die zentrale Botschaft, die man bei Macchiavelli finden kann. Im Gegensatz zu großen moralischen und philosophischen Überlegungen stellt er eine pragmatische Sicht auf Herrschaft als Funktion und Aufgabe in den Mittelpunkt.

WRINT: Politikunterricht LK – Thomas von Aquin

Thomas von Aquin ist der erste mittelalterliche Politikphilosoph, der nicht direkt an Augustinus oder Platon anschloss. Nachdem die Politik von Aristoteles entdeckt wurde, beschäftigt er sich mit einer Synthese aristotelischer und der christlichen Theologie. In seinem Werk De regno ad regem Cypri argumentiert er nicht theologisch, sondern staatsphilosophisch. Während die christliche Auslegung von Herrschaft, vom Sündenfall aus gedacht ist, geht Thomas von Aquin davon aus, dass die menschliche Vernunft Gottes zentrale Gabe an die Menschen ist, und es deswegen Gottes Werk ist, diese für das Gute der Gesellschaft zu benutzen.

Allerdings stellt Thomas fest, dass sich die Welt seit der Antike gewandelt hat. Die Vernunft ist wichtig um das gemeinsame Zusammenleben in einer arbeitsteiligen Gesellschaft zu gewährleisten und der Herrscher muss diese Vernunft zum Wohle der Gesellschaft einsetzen. Das Wohl der Gemeinschaft ist das Telos eines legitimen Herrschers. Erfüllt er dies nicht, ist er Tyrann, und gehört von allen Mitgliedern der Gesellschaft abgesetzt. Allerdings spricht sich auch Thomas von Aquin für ein Königtum aus, da er die Stabilität einer Alleinherrschaft als wichtiger bewertet als die Möglichkeit viele Teilnehmer einzubinden.

Thomas von Aquin macht also eine mittelalterliche Erneuerung der Gedanken von Aristoteles und stellt sich damit auch gegen Augustinus und dessen Trennung von göttlichem Willen und gesellschaftlicher Regelung. Er stellt die gottgegebene Vernunft als Werkzeug der Politik in den Vordergrund.

Die passende Sendung: WR1203 Thomas von Aquin

WRINT: Politikunterricht – Extremismus 2021

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Dies ist die Überarbeitung des Extremismuskapitels. Extremismus umfasst viele unterschiedliche Ideen, die demokratische Verfassungsstaaten ablehnen oder in Frage stellen. Dabei sind die Konzepte und Wirkungen sehr unterschiedlich. Im Folgenden sollen verschiedene politische Extremismen vorgestellt werden.

Linksextremismus

Zum linksextremistischen Spektrum gehören verschiedene Gruppierungen, die in ihren extremsten Ausführungen Nationalstaatlichkeit und das Gewaltmonopol des Staates ablehnen. Meist findet sich auch eine tiefe Kritik des kapitalistischen Wirtschaftssystems und seiner Ausprägungen. Gewaltakte im Linksextremismus sind sehr häufig Sachbeschädigung, aber auch Körperverletzungen. Sehr oft finden sich Menschen aus dem linksextremen Spektrum in Auseinandersetzungen mit der Polizei oder anderen Vertretern des Staates. Parteien im linksextremen Spektrum sind die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) und die marxistisch-leninistische Partei Deutschlands (MLPD). Dazu gibt es viele eigenständige Gruppierungen mit unterschiedlichsten Zielen.

Rechtsextremismus

Rechtsextreme Gruppierungen sind meist hierarchisch organisiert. Ihre Ziele sind eine Rückkehr zu autoritärer Führerherrschaft und ihre Ideologien sind von Feindlichkeit gegenüber verschiedenen, von ihren Mitgliedern als abnormal und minderwertig wahrgenommenen, Gruppen von Menschen. Klassische Ideologien sind hier Antisemitismus, Rassismus und Hass auf Menschen aus dem LGBTQ* Spektrum. Es besteht eine starke ideologische Affinität zum Nationalsozialismus. Gewaltakte, die mit Rechtsextremismus verbunden werden sind Sachbeschädigung, Körperverletzung, Totschlag und Mord. Diese werden auch oft organisiert durchgeführt. Es gibt in der rechtsextremen Szene eine starke Binnenvernetzung und die Tendenz zur Unterwanderung staatlicher Institutionen.

religiöser Fundamentalismus

Vertreter*innen verschiedener Religionsgemeinschaften verabsolutieren die Lehren und Ideen dieser Gemeinschaften bis zur Verfassungsfeindlichkeit. Dabei unterscheiden sich politische Motive und der Modus des Vorgehens je nach Gruppe. Die größten Beispiele sind Islamismus und evangelikale Christen.

neue extremistische Bewegungen

Es ist noch nicht ganz klar, wie Bewegungen, die während und vor der Covid-19 Pandemie 2020/2021 Prominenz erworben haben, entstanden sind. Bekannte Beispiele sind die QAnon-Bewegung und die Querdenker-Bewegung. Beiden ist gemein, dass hier Verschwörungstheorien zu politischen Protesten führen. Dabei ist nicht ganz klar, wie stark irrationale Proteste und damit verbundene politische Forderungen und auch deren Bedienung durch Politiker*innen Demokratien gefährden. Die Erosion der gemeinsamen gesellschaftlichen Diskursbasis ist auf jeden Fall kritisch zu bewerten.

WRINT: Poitikunterricht LK – Augustinus

Augustinus ist einer der ersten christlichen Denker, der sich mit politischer Philosophie auseinandersetzt. Sein Antrieb dafür ist aber weniger das philosophische Denken über Politik als eine Verteidung des christlichen Glaubens. In seinem Werk de civitate dei formuliert er eine Idee, die den philosophischen Vorstellungen der griechischen und römischen Denker gegenüber steht.

Als christlicher Denker, beschäftigt er sich mit der Trennung der göttlichen Stadt (civitate dei) und der irdischen Stadt (civitate terrena). Er macht das Argument, dass die Zugehörigkeit einer Person zur civitate dei nicht einfach herauszufinden, aber die Grundlage für Gerechtigkeit ist. Somit kann es laut Augustinus keinen gerechten Staat geben, denn nicht alle Menschen, und auch nicht alle Herrscher gehören zur einzig gerechten civitate dei. Das bringt Augustinus zu dem Schluss, dass jeglicher politischer Zusammenschluss an sich ungerecht ist, und deswegen die bisher zentrale Frage der politischen Philosophie nach der gerechten Herrschaft, sich eigentlich nicht stellt. 

Aus seiner Sicht kann eine gerechte Herrschaft nur im Nachleben unter Gott geschehen, und selbst wenn Herrschende und alle Teile der Bevölkerung Teil der civitate dei sind, denkt Augustinus nicht, dass dieser Staat gerecht sein kann.

WRINT: Politikunterricht LK Cicero

Markus Tullius Cicero war römischer Konsul und ist damit ein politischer Denker, der aus der Praxis spricht. Nachdem er als Politiker vom ersten Triumvirat entfernt wurde, zog er sich zurück und verfasste mit de legibus und de re publica zwei Werke zur politischen Philosophie. Letzteres ist leider nur fragmentarisch erhalten.

Sein Hauptwerk de re publica orientiert sich an Platons Politeia, und zieht das Prinzip eines Dialoges in die römische Realität. Er verbindet seine politische Philosophie und die Frage nach dem idealen Staat dabei mit historischen Beispielen Roms. Die Hauptperson seines Werkes ist Publius Cornelius Scipio Aemilianus (der Jüngere), den Cicero selbst sehr verehrt. Er lässt diesen mit mehreren anderen Verwandten und Politikern darüber diskutieren, was die beste Staatsform und die Qualitäten des besten Staatsmanns sind. Hierbei möchte Cicero auch zeigen, dass die politische Philosophie Roms, der griechischen nichts nachzustehen hat.

Cicero spricht sich zum einen für eine Mischverfassung aus, lässt aber Scipio für das Königtum plädieren. Leider ist die Sektion über idealen Staatsmann nur kaum erhalten, ist sie doch aus der Perspektive des Politikers Cicero, der als Waffe gegen das Triumvirat nur seine Rede kannte, die interessanteste Analyse. Hier wäre auch die Verbindung von politischer Realität und deren philosophische Begründung interessant gewesen. 

WRINT: Politikunterricht LK Aristoteles

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Die politische Philosophie von Aristoteles steht der von Platon dahin entgegen, dass ihn weniger ideale Vorstellungen eines Staates als die Frage nach seiner realen Ausgestaltung beschäftigt. Seine grundlegenden Ideen finden sich zum einen in der Nikomachischen Ethik und im politischen Hauptwerk Politik.

Er geht davon aus, dass Menschen aus ihrer Anlage heraus politisch sind, also der Mensch ein zoon politikon ist. Er zieht diesen Schluss aus seinem Konzept der Teleologie, das besagt, dass Menschen ihr Glück finden, wenn sie ihr inneres Ziel erfüllen. Er erweitert diese Idee über das Haus, auf den Staat. Dessen Ziel ist es Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen.

Um eine Systematik zu entwerfen, wie Staaten dies tun, analysiert Aristoteles die Verfassungen seiner Zeit und klassifiziert sie in gemeinwohlorientierte und eigennützliche Formen.

Regierungsformen

Er kommt auf den Schluss, dass eine Mischverfassung, die Elemente aller Regierungsformen beinhaltet, die beste Variante darstellt.

WRINT: Politikunterricht LK Platon

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Der erste direkt überlieferte politische Philosophie der westlichen Welt stammt vom griechischen Philosophen Platon. Einer der größten Schüler und Verehrer von Sokrates legt diese in den Dialogen nieder, die in der Politeia gesammelt sind. In diesen Dialogen tritt primär Sokrates und mehrere seiner klassischen Gesprächspartner auf.

In diesem Werk entwirft Platon eine von seiner Ideenlehre beeinflusste politische Philosophie, die sich mit der Frage beschäftigt, was der bestmögliche zu wünschende Staat ist. Er geht dabei davon aus, dass Menschen unterschiedliche Seelen haben:

  • die Kohleseelen gehören den einfachen Bürgern, die Handwerker und Bauern sein können.
  • die Seelen aus Eisen gehören den Wächtern, sie sollen das Land beschützen
  • die Philosophen besitzen goldene Seelen

Da die Philosophen die einzigen sind, die die reine Vernunft besitzen, gebührt ihnen der Staat. Sie wissen am besten wie er zu führen ist. Platon sieht den idealen Staat also als eine Expertenregierung der vernünftigsten Menschen.

Die Sendung dazu: WR1052