WRINT: Politikunterricht – Exkurs: Wie kann man sozialen Status analysieren?

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Bevor es losgeht: Die Arbeitsblättersammlung, die wir benutzen findet man bei der Bundeszentrale für politische Bildung. Da die Illustrationen dort genehmigt sind und das Herunterladen nichts kostet, stelle ich sie hier nicht noch einmal rein.

Mit jeder Zunahme der vertikalen sozialen Mobilität, haben sich neue Begriffe und Strukturerklärungen für die einzelnen sozialen Statusgruppen ergeben. Die moderne Analyse sozialer Mobilität fängt eigentlich erst mit Karl Marx und seinem Klassensystem an. Allerdings ist das auch etwas veraltet.

Soziale Schichten

In den modernen Gesellschaften sind die vorherrschenden Theorien über die soziale Struktur an das Einkommen und Vermögen gebunden. Die bekannteste Art über soziale Unterschiede zu denken sind die sozialen Schichten. Das Schichtenmodell geht auf Ralf Dahrendorf zurück und wurde noch einmal von Rainer Geißler verfeinert. Es wird klassisch als ein Haus dargestellt, dass zeigt, dass die unteren Schichten breiter in der Gesellschaft vertreten sind als die Eliten. Dazu werden die einzelnen Schichten nach den Aufgaben in der Gesellschaft differenziert. Geißler hat einen kompletten Anbau für ausländische Mitglieder der Gesellschaft an das Haus angefügt, um es für die Moderne anzupassen. Das Haus besitzt übrigens auch einen Keller für diejenigen Teile der Bevölkerung, die unterhalb der Armutsgrenze leben.

soziale Milieus

Während das Schichtenmodell primär nach Einkommen und Art des Broterwerbs unterscheidet, richten sich die Sinus Milieus nach dem Einkommen und der Einstellung der verschiedenen sozialen Gruppen zur Gesellschaft. Da sich diese Einstellungen regelmäßig ändern hat das Sinus Institut, das diese Milieus entwickelt hat und analysiert, ein gutes Geschäftsmodell aufbauen können. Es gibt also eher konservativ-traditionalistische Milieus, eher Milieus des Mainstreams und auch progressive Milieus, die dem Mainstream gesellschaftlich voraus zu sein und die Entwicklung der Gesellschaft voranzutreiben scheinen. Gerade die Werbewirtschaft und die Marktforschung findet diese Analysen nützlich. Sie zeigt aber auch, welche gesellschaftlichen Strömungen sich in der Gesellschaft befinden.

Sozialer Status nach Pierre Bourdieu

Pierre Bourdieu erstellte, basierend auf der Kapitalidee von Karl Marx, eine Sozialstatusanalyse, die neben dem Vermögen, auch noch das sogenannte kulturelle und soziale Kapital benutzt um eine Person einen sozialen Status zuzuordnen.

Bourdieu Kapital

Die verschiedenen Kapitalsorten lassen sich unter Verlusten ineinander umtauschen. Das bedeutet, dass Bildung und soziales Netz in Vermögen umgetauscht werden können, aber auch in jeder anderen Kombination.

Die feinen Unterschiede

Bourdieu geht allerdings sogar noch weiter. Er entwickelt das Konzept des sozialen Habitus den jeder Mensch sich aneignet und der dann einen weiteren Wechsel sozialer Statusgruppen verhindern kann. Es geht dabei um die Idee, dass jeder Mensch bestimmt Werte und Ansichten erwirbt, die ihn dann von Menschen aus anderen Statusgruppen unterscheiden. Ein Aufstieg in andere soziale Gruppen ist also gar nicht so einfach und unproblematisch möglich, wie es erscheint. Es gibt hier auch noch den Habitus als heimlichen sozialen Code, den man auch erlernen muss. In ihrem Podcast In trockenen Büchern erklärt Alexandra Tobor dies noch genauer.

Statusinkonsistenz

In der modernen Gesellschaft kann es immer wieder vorkommen, dass Menschen einen sozialen Status besitzen, der von den Kriterien, die sie aufweisen nicht erwartbar ist. Dies wird als Statusinkonsistenz bezeichnet. Meist handelt es sich um eine Diskrepanz zwischen Bildungsniveau und Einkommen der Personen.

Zusammenfassung

Man kann den sozialen Status von Menschen auf verschiedene Arten analysieren. Das Schichtenmodell orientiert sich am Einkommen und der Art des Berufes, sowie der Herkunft der Person. Die Sinus-Milieus kombinieren Einkommen und Einstellung zur Gesellschaft miteinander. Die Statusanalyse von Bourdieu benutzt Bildung, Einkommen und soziales Netzwerk als Kategorien um Menschen einen sozialen Status zuzuweisen. Sozialer Status prägt zudem den Habitus eines Menschen, der daher auch die soziale Mobilität der Person einschränken kann.

6 Gedanken zu „WRINT: Politikunterricht – Exkurs: Wie kann man sozialen Status analysieren?

  1. Jens

    Den Taci-fahrenden Dr.phil. hatte ich in Form eines Doktoranden, der keine Doktorandenstelle mehr an der Uni hatte. Ich komme aus einem Arbeiterhaushalt und habe mich ins obere Dienstleistersegment (Akademiker) „hochgearbeitet“ und gehöre daher zu den Leuten, die sich (wie Alex es in der Wrintheit beschrieben hat) mit dem Dienstleister unterhalten müssen, weil es ihnen seltsam vorkommt, sich bedienen zu lassen. Die Taxigespräche mit dem Philosophen zählten dabei zu den Highlights.

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  2. Dnns

    Es gibt ja immer wieder die Aussage, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander geht, und im Zuge dessen wird auch immer gesagt, dass es den Mittelstand nicht mehr gibt, sondern eben nur arm oder nur reich. An dem Zeitpunkt frage ich mich aber immer wieder, ob ich jetzt arm bin oder reich. Ich habe genug Einkommen um eigentlich Sorgenfrei zu leben, beziehungsweise mir mehr zu Leisten als zum reinen Überleben notwendig ist, lebe aber auch nicht im totalen Luxus. Ich kenne auch niemanden, der wirklich arm oder reich ist, weswegen ich die Aussage, es gäbe keinen Mittelstand mehr in unserer Gesellschaft für Schwachsinn halte, oder auch für sehr stark überspitzt. Ist meine Wahrnehmung richtig, oder habe ich das bisher immer nur falsch verstanden?

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    1. Thomas Brandt Beitragsautor

      Die Frage da ist eigentlich, was „reich“ bedeutet. Die Spanne zwischen den wohlhabendsten und ärmsten Menschen geht tatsächlich immer weiter auseinander. Allerdings ist die „Bruchlinie“ nicht im Durchschnitt zwischen diesen beiden Gruppen, sondern weitaus tiefer. Das bedeutet, dass absolut der Mittelstand eigentlich schon unter dem Durchschnitt aller möglichen Einkommen und Vermögen liegen kann. (Achtung:Um das sicher zu sagen müsste ich in die Daten schauen, das ist deswegen eine Tendenzaussage.) Generell ist reich aber meist in einem Bereich, den man als „normaler Mensch“ weder erreichen noch erfassen kann. Das findet nahezu jenseits unserer Gesellschaft statt. Daher kann man sagen, dass es keinen Mittelstand mehr gäbe, weil es eine immer größere Lücke zwischen wirklich reich und dem Rest der Gesellschaft gibt. Es ist aber wirklich überspitzt. Dazu ist das ein aufgeladener politischer Begriff, der da ins Feld geführt wird. Der Mittelstand ist ja in Deutschland als „Motor des Wohlstands“ belegt und gleichzeitig auch das, als was sich die meisten Menschen erst einmal begreifen möchten.

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  3. Bernd

    Vielen Dank für den interessanten Podcast. Aber es nervt erheblich, dass Skype ständig Daten-Akustik-Müll produziert. Ihr hättet hier die Verbindung nochmal neu aufbauen sollen und nicht so tun sollen, als wenn nichts wäre. Schade

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    1. Thomas Brandt Beitragsautor

      Es war Mumble und die Störungen wären durch abbrechen nicht weggegangen. Wir haben mittlerweile hoffentlich alle Probleme ausgemerzt. Es kann noch bei den nächsten Folgen etwas holprig sein, aber spätestens ab dem Rechtsstaat müsste das wirklich flutschen.

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